Die Streuobstwiese

Streuobstwiesen gehörten noch vor wenigen Jahrzehnten zum normalen Ortsbild in jedem Dorf und in jeder Stadtrandgemeinde. Da die großen Wiesen aber zunehmend dem Wohnbau zum Opfer fallen oder landwirtschaftlich intensiver genutzt werden, verschwinden sie aus vielen Ortsbildern – ein Fehler! Streuobstwiesen sind ein eigenes, wichtiges Ökosystem in sich!

Was ist eine Streuobstwiese?

Der Begriff Streuobstwiese wurde erstmals 1975 definiert, allerdings in verschiedenen anderen Begrifflichkeiten wie Obstwiese oder Obstgarten bereits vorher verwendet. Gemeint ist die traditionelle Form des Obstbaus, in der hochstämmige Obstbäume verschiedener Sorten und Arten auf einer Wiese verteilt stehen. Der Raum zwischen den Bäumen wird zur Heugewinnung genutzt oder direkt als Viehweide. Im Unterschied zu diesem traditionellen Obstbau steht der intensive Obstbau mit niederstämmigen Bäumen in Monokultur.

Streuobstwiesen gehören zu den meist gefährdeten Biotopen in Mitteleuropa. Ihr Zusatznutzen ist einzigartig: Nachdem die Wiesen nicht gedüngt und seltener gemäht werden als freie Flächen, wachsen dort eine Vielzahl an Blumen und Kräutern, die ideal für Wildbienen sind. Die Bienen finden auch reichlich Futter in den Obstblüten.

Streuobstwiesen sind bekannt als Brutplätze für die unterschiedlichsten Vogelarten sowie als Lebensräume für Kleinsäuger und Insekten. Mit dem Verlust der Streuobstwiesen verlieren unzählige Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum.

Her mit der Streuobstwiese

Aus einem kleinen Garten kann keine Streuobstwiese im herkömmlichen Sinn werden, ganz klar. Doch wer der Natur, der Landschaft und letztlich sich selbst einen Gefallen tun möchte, der pflanzt statt der exotischen Ziersträucher und Bäume ein paar alte Obstsorten in seinem Garten. Wenn dann noch das eine oder andere Stück Wiese einfach wild gedeihen darf und der Rasenmäher mal Pause hat, ist schon viel getan. Belohnt wird man mit frischem Obst, Insektensummen und Vogelgezwitscher.

Ein Argument gegen die Streuobstwiese ist das schwierige Ernten. Bei niederstämmigen Bäumen, die in Monokulturen wachsen, fällt die Ernte leicht, auf einer Streuobstwiese sieht das anders aus. Viele Stellen an den hohen Bäumen sind zu hoch und ausgesetzt, um das Obst von Hand pflücken zu können und wenn es dann zu Boden fällt, ist es angeschlagen.

Hierzu sei angemerkt: Die meisten Ernten von hochstämmigen Obstbäumen sind so überwältigend, dass man ohnehin nicht alle Früchte lagern könnte. Die herabfallenden Früchte werden also zu Saft oder Most verarbeitet. Um das Ernten einfacher zu machen verwendet man einen so genannten Fallobstsammler. Diese Geräte kann man einfach wie einen Rasenmäher über die Wiese schieben und die Äpfel oder anderen Obstsorten werden aufgelesen. Aus eigener Erfahrung können wir bestätigen, dass sich das ab vier Bäumen, die gut tragen, bereits lohnt! Nie mehr bücken und jede Menge Apfelsaft – was will man mehr.